Ästhetische Bildung — Kunst
Friedrich Schiller zitiert aus seinen Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen: „Der ästhetische Zustand ist der Zustand höchster Realität […] Es gibt keinen anderen Weg, den sinnlichen Menschen vernünftig zu machen, als dass man denselben zuvor ästhetisch macht. Der Mensch in seinem physischen Zustand erleidet bloß die Macht der Natur; er entledigt sich dieser Macht in dem ästhetischen Zustand, und er beherrscht sie in dem moralischen.“
Täglich sind wir einer Flut von Bildern ausgesetzt, die wir kaum verarbeiten, geschweige denn immer „richtig“ interpretieren können.
Das Bild ist kultureller Informationsträger: Es bestimmt nahezu 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche unseren Alltag und damit die Wahrnehmung unserer SchülerInnen.
(Vgl. K.-P. Busse)
Man denke hier nur einmal an die von Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde komplexer werdenden Möglichkeiten der Medien und den damit einhergehend wachsenden Anspruch an die Informationsverarbeitung.
Weil Bildung ohne Bilder nicht bildet, besteht die wichtigste Aufgabe des Kunstunterrichts darin Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben sich auf vielfältige Art und Weise ein Stück weit die Welt, in der sie leben, aneignen zu können, ein Stück weit Ausschnitte aus einem schier unüberschaubaren Komplex an Informationen zur Deutung und damit Auseinandersetzung bereitzustellen, um dem individuellen Zurechtfinden in unserer Welt, in unserer Gesellschaft und damit im eigenen Leben Rechnung zu tragen.
Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass nicht nur die Bilder der Kunst, sondern auch die Bilder des Alltags und damit auch die „Bilder“ (Wahrnehmungen) unserer Schüler als gleichberechtigte Themenbereiche im Kunstunterricht stehen. (Vgl. aktueller fachdidaktischer Ansatz von K.-P. Busse)
Dementsprechend interdisziplinär arbeiten wir und haben es uns zur Aufgabe gemacht die Wahrnehmung und die Handlungskompetenz der Heranwachsenden individuell zu fördern, zu fordern und zu festigen, um sie auf ihrem Selbstfindungsprozess zu unterstützen und zu begleiten.
In ihren Ausführungen zur ästhetischen Erziehung stellen Eucker/Kämpf-Jansen fest, dass der Kunstunterricht wie kaum ein anderes Fach Gelegenheit auch zu körperlicher Tätigkeit bietet – bloßes Tun, gedankenlos oder widerwillig, ist noch keine Aktivität.
Aktivität bedarf des Interesses, der aufmerksamen Zuwendung, um in Lernprozessen zum Erwerben von Fähigkeiten, Erkenntnissen und Haltungen zu führen. Insofern ist nicht jede praktische Tätigkeit als Aktivität einzustufen. Andererseits kann interessiertes Sehen Ausdruck hoher Aktivität und Produktivität sein.
Wichtig ist uns in unserem Unterricht deshalb z.B. das Betrachten und Analysieren von Bildern, das Reden über eigene und „fremde“ Arbeiten, das Miteinanderreden und das gemeinsame Agieren als Formen des sozialen Lernens, aber auch das Anfertigen von Texten, das Sammeln, Ordnen, Ausstellen und Kommentieren von Bildmaterial.
Themen werden dabei von Lehrern und Schülern gemeinsam gefunden, „mit Leben“ gefüllt – mit Herz, Hand und Verstand gedeutet.
Hier ist die Vielfalt bildnerischer Problemlösungen im gemeinsamen kreativen Prozess – auch im außerunterrichtlichen Rahmen – nicht nur möglich, sondern erwünscht.
Das kreative Schaffen im Prozess verlangt dabei nicht nur Ermutigung, sondern fordert Mut und fördert damit Selbstvertrauen in die eigene Ausdrucksform.
Die Medien, die wir dabei im Unterricht einsetzen, sind ebenso vielfältig wie die Themen, welche handlungs- und prozessorientiert, oft im Rahmen von umfangreicheren Projekten (u.a. schulinterne und -externe Ausstellungen), behandelt werden. Viele unserer Materialien werden durch regelmäßige Elternbeiträge (z.B. in Form von Sachspenden) bereitgestellt, wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.
Dokumentation der Arbeit
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